Referenten der Tagung «Das Ende des Menschen»

18. – 20. Oktober 2019

Artikel zur Tagung "Das Ende des Menschen" II:

Artikel zur Vorgänger-Tagung "Das Ende des Menschen" I:

Marica Bodrožić

«Die Verletzlichkeit des Menschen ist sein Schutz vor der Barbarei, eine Achillesferse ist letzten Endes ein Gesang in unserem Geist - wer sich nicht vor dem Kleinsten verbeugen kann, der sieht auch das vor ihm Erscheinende Große nicht. Intelligenz ist für mich immer an diese Dimension des Menschen gebunden, sie ist niemals technisch oder in einem rigorosen Sinne ersetzbar. Das Wunder und die Wunde sind eine Einheit, in der zu leben der Mensch sich lebend und innerhalb der ihm gegebenen Umstände erinnert und so der wird, der er in Wahrheit ist.»

Marica Bodrožić wurde 1973 in Dalmatien geboren. 1983 siedelte sie nach Hessen über. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, die sich immer in einem Resonanzraum zwischen Ethik und Ästhetik bewegen. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und den Ricarda-Huch-Preis. Marica Bodrožić lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie ist Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums.

www.marica-bodrozic.de

Interview mit Marica Bodrožić hier downloaden

Dr. Ariane Eichenberg

Ariane Eichenberg ist Redakteurin der Zeitschrift »Erzie-hungskunst«, Mitarbeiterin an der Sektion für Schöne Wissenschaften und Deutschlehrerin an der Waldorfschule Uhlandshöhe Stuttgart. Veröffentlichungen zum Thema Gedächtnis und Erinnerung, literarischen Verarbeitungen traumatischer Ereignisse. Laufendes Forschungsprojekt mit Christiane Haid zusammen ist die Frage nach der Humani-sierung des Menschen durch Literatur.

 

Dr. Matthias Girke

Studium der Humanmedizin an der FU Berlin. Weiterbil-dung zum Facharzt für Innere Medizin, Palliativmedizin, Diabetologie. Mitwirkung am Aufbau des Gemeinschafts-krankenhauses Havelhöhe. Seit 1995 bis 2016 Leitender Arzt der Allgemein-Internistischen Abteilung und stv. Ärztlicher Leiter. Ab 1999 im Vorstand der Gesellschaft An-throposophischer Ärzte in Deutschland, seit 2001 Vorstand Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMID). Seit 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz und seit 2017 Vorstandsmitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.

 

Dr. Michaela Glöckler

«In vielen Studien und aus großen Metaanalysen werden Forschungsergebnisse vorgestellt, die auf Nebenwirkungen und Gefahren einer zu frühen Digitalisierung in Kindergarten und Schule hinweisen: Beeinträchtigung der Frontalhirnentwicklung und des damit verbundenen autonomen Denk- und Kontrollvermögens, Haltungs- und Augenschäden, Empathieverlust, Defizite im sprachlichen Ausdrucksvermögen, Abhängigkeiten von sozialen Netzwerken, Suchtgefährdung – ganz abgesehen von den noch viel zu wenig beachteten Nebenwirkungen des Elektrosmogs auf das Nervensystem, das in Kindheit und Jugend viel sensibler reagiert als später.»

Aus dem Vorwort von Dr. Michaela Glöckler zum Medienratgeber «Gesund aufwachsen in der digitalen Medienwelt»
www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail?newsid=1319

«Virtualität ist auch eine Form von Spiritualität – wie human ist aber diese? Was hat sie mit dem menschlichen Ich zu tun? Wes Geistes Kind ist sie? Kinder und Jugendliche brauchen für die gesunde Ich-und Identitätsentwicklung realweltlichen Lebensbedingungen – siehe www.eliant.eu»

Michaela Glöckler ist Kinderärztin. Von 1988 bis 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz, Mitbegründerin der Alliance for Childhood und der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie/ELIANT. Internationale Vortrags- und Seminartätigkeit. Publikationen: Kindersprechstunde (zus. mit Wolfgang Goebel und Karin Michael), Macht in der zwischenmenschlichen Beziehung, Meditation in der Anthroposophischen Medizin, Das Schulkind – die gemeinsame Aufgabe von Arzt und Lehrer, Gesundheit und Schule, die Würde das Kindes, Begabung und Behinderung, vom Umgang mit der Angst u.a.

Dr. Christiane Haid

Studium der Erziehungswissenschaften, Germanistik, Geschichte und Kunst in Freiburg und Hamburg. 1993-2001 wiss. Mitarbeit am Friedrich von Hardenberg Institut für Kulturwissenschaften Heidelberg. Ab 2001 wiss. Mitarbeit in der Sektion für Schöne Wissenschaften. Seit 2009 Leitung des Verlags am Goetheanum, seit 2012 Leiterin der Sektion für Schöne Wissenschaften am Goetheanum, Schweiz. Ver-öffentlichungen zu historischen und literarischen Themen sowie zum Werk Rudolf Steiners.

 

Prof. Stefan Hasler

«In der Eurythmie kann nur das verwirklicht werden, was ich erlebe, was ich gestalte. Immer sind Leib, Seele und Geist beteiligt. Und immer üben wir es so, dass sie ineinanderspielen. So wird jede noch so kleine Übung zur Schulung, als Mensch mit sich als Mensch umzugehen, und darüber hinaus die anderen Menschen und den Raum zu "durchklingen". Kunst ist Menschwerdung, was gross klingt, aber in der Eurythmie im ganz Kleinen einfach geübt wird.»

Prof. Stefan Hasler, Studium der Musik in Basel, Stuttgart, Pescara, Budapest, Dirigierstudium in London, Studium der Eurythmie in Den Haag und Hamburg, Kurse bei Elena Zuccoli. Bühnentätigkeit und Unterricht an der Waldorfschule Hamburg-Wandsbek, Dozententätigkeit an der Eurythmie Schule Hamburg. Seit 2003 Professor für Eurythmie an der Alanus Hochschule. Seit 2014 Sektionsleiter am Goetheanum, Forschungsarbeiten in den Gebieten Toneurythmie, Raffael und Eurythmiepädagogik.

https://srmk.goetheanum.org/

Prof. Dr. Michael Hauskeller

«Allenthalben arbeitet man heute eifrig an der Verbesserung des Menschen. Kaum verspricht irgendeine neue Technik, irgendein neues Werkzeug, sich als nützlich für die Behandlung bestimmter Krankheiten zu erweisen, spekuliert man bereits über die Verwendung derselben zur Verbesserung des gesunden Menschen. Wenn wir den Kranken wieder gesund machen können, dann sollten wir es auch schaffen, den Gesunden noch gesünder zu machen. Der Aufmerksame kann noch aufmerksamer werden, der Intelligente noch intelligenter, der Empathische noch empathischer, der Langlebige noch langlebiger. Und wenn er das kann, dann sollte er es auch. Man nimmt es für weitgehend selbstverständlich, daß, was auch immer wir sind und wie gut auch immer wir sind, wir doch längst nicht gut genug sind. Unsere Natur ist so voll von offenkundigen Schwächen und Unvollkommenheiten, daß es, so meint man, dringend einer Generalüberholung des Menschen bedarf. Folgen tut dies aber keineswegs. Zwar mögen wir nicht vollkommen sein, aber das heißt nicht, daß wir dringend einer besseren Natur bedürften. Nicht alles ist vielleicht so gut, wie es besser nicht sein könnte, aber gemessen an dem, was möglich und nötig ist, sind wir doch, im Großen und Ganzen durchaus gut genug. Dies gilt umso mehr, als der verbesserte Mensch nicht nur manipulationsfähiger, sondern damit zugleich auch manipulationsanfälliger wird. Je umfassender nämlich die Kontrolle, die wir gewinnen, desto umfassender ist auch die Kontrolle, der wir anheimgegeben sind.»

Michael Hauskeller ist Professor für Philosophie und Direktor des philosophischen Instituts an der englischen Universität Liverpool. Zahlreiche Veröffentlichungen zu den verschiedensten Themen, insbesondere zur Ethik, darunter: Versuch über die Grundlagen der Moral (2001), Biotechnologie und die Integrität des Lebens (2007), Better Humans? Understanding the Enhancement Project (2013) und Mythologies of Transhumanism (2016).

https://michaelhauskeller.academia.edu/

"Die moralische Pflicht nicht zu verbessern": https://www.academia.edu/9211165/Die_Moralische_Pflicht_nicht_zu_verbessern

"Die Menschenverbesserer": https://www.academia.edu/1825270/Die_Menschenverbesserer

"Die Nature des verbesserten Menschen": https://www.academia.edu/1887426/Die_Natur_des_verbesserten_Menschen

"Brauchen wir eine bessere Nature oder sind wir gut genug?": https://www.academia.edu/2632597/Brauchen_wir_eine_bessere_Natur_oder_sind_wir_gut_genug_%C3%9Cber_die_behauptete_Notwendigkeit_einer_biotechnischen_Aufr%C3%BCstung_des_Menschen

"Mitten im Leben. Über Altern, Tod und Unsterblichkeit": https://www.academia.edu/12132801/Mitten_im_Leben._%C3%9Cber_Tod_Altern_und_Unsterblichkeit

Prof. Dr. Edwin Hübner

Hübner fordert, dass in der Medienpädagogik die leiblich-seelische Entwicklung des Kindes eine wesentlich stärkere Berücksichtigung erfährt als bisher. Seiner Auffassung nach ist Medienpädagogik viel umfassender zu denken, als man gemeinhin annimmt. Da Kinder in einer von Technik und Medien geprägten Welt aufwachsen, muss neben einer direkten Medienpädagogik, die in die kompetente Nutzung der Medien einführt, eine indirekte Medienpädagogik ins Auge gefasst werden. Die indirekte Medienpädagogik fördert alle die menschlichen Fähigkeiten, welche das Leben in einer hochtechnisierten Welt voraussetzt, die aber im bloßen Umgang mit Technik zu verkümmern drohen. Es bedarf neuer Ansätze, um Nebenwirkungen der Technologien auszugleichen und dadurch eine weitere Voraussetzung für die spätere Medienmündigkeit zu legen.

Prof. Dr. Edwin Hübner, Studium der Mathematik sowie der Physik in Frankfurt/Main und in Stuttgart. Von 1985–2015 Lehrer an der Freien Waldorfschule Frankfurt/Main. Daneben wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Medienpädagogik. Derzeit Inhaber des von Tessin-Lehrstuhls für Medienpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart – Seminar für Waldorfpädagogik.

https://www.freie-hochschule-stuttgart.de/ueber-uns/menschen/dozenten-innen/prof-dr-edwin-huebner/

http://www.aufwach-s-en.de/2017/07/edwin-huebner/

https://www.waldorf-ideen-pool.de/buecher/paedagogik/medien-und-paedagogik

Johannes Kühl

Johannes Kühl, Studium der Physik, Mathematik und Chemie. Diplom am Max Planck-Institut für Strömungsforschung bei Ernst-August Müller. Leitung der Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum in Dornach, Schweiz. Arbeiten über Strömungsphysik, Mechanik des menschlichen Bewegungsorganismus, über Goetheanistische Optik und Farbenlehre sowie zur Physikdidaktik.

http://www.forschungsinstitut.ch/mitarbeiterinnen/mitarbeiter-und-mitarbeiterinnen/johannes-kuehl/

Dr. Sebastian Lorenz

«Der einzig mögliche Weg in die Zukunft ist der Weg, den wir alle gemeinsam gehen. Doch gehen wir überhaupt? Kommt sie nicht vielmehr unaufhaltsam auf uns zu, während wir hilflos versuchen, das Vertraute festzuhalten - oder uns am Vertrauten festzuhalten?

Bis zum Jahr 2045 sagen Zukunftsforscher uns voraus, dass sich mehr Menschen dauerhaft mit Hilfe von Maschinen in virtuellen Welten aufhalten werden, als in der wirklichen Welt. Die virtuelle Realität soll reichhaltiger, sinnlicher und ansprechender sein, als alles, was wir real erleben können. Und in beiden Welten werden uns künstliche Intelligenzen umgeben, begleiten, ja führen. Was wird aus menschlichen Begegnungen und was wird aus dem Wort, wenn Computer und Roboter nicht nur laufen, sprechen und lernen können, sondern bald auch lieben und leiten, pflegen und planen sollen? Sich gegen die Technologie zu wehren, wird nicht helfen. Rudolf Steiner sieht in seiner Geistperspektive in noch viel radikalerer Weise als alle Futurologen eine Zeit kommen, in der Mensch und Maschine eins werden.»

Aus dem Englischen von Sebastian Lorenz:
Nicanor Perlas
Der letzte Kampf der Menschheit
Die Antwort der Geisteswissenschaft auf die Künstliche Intelligenz
ca. 250 S., geb.
Erscheinungstermin: ca. Februar 2020
VERLAG URACHHAUS

Sebastian Lorenz ist Arzt und Berater von Unternehmen und Einrichtungen. Studium der Medizin, Rechtswissenschaften, Philosophie und Sprachen sowie Anthroposophie und Theologie (Priesterseminar Stuttgart). Promotion in Medizingeschichte. Er war einige Jahre Waldorflehrer und im Sanitätsdienst Marine auch Offizier in der Bundeswehr. Er forscht und publiziert seit Jahren selbständig auf den Gebieten der Christologie, Pastoralmedizin, Psychiatrie und zu Gegenwartsfragen.

Dr. René Madeleyn

«In der Pränataldiagnostik können mit großem technischem Aufwand durch bildgebende Verfahren und die Aufschlüsselung des kindlichen Genoms Diagnosen lange vor der Geburt gestellt werden. Dadurch können bei manchen kindlichen Fehlbildungen bereits im Mutterleib Operationen erfolgreich durchgeführt oder unmittelbar nach der Geburt geplant werden. Durch immer bessere Überwachungsgeräte können Gefahren vom Kind abgewendet werden, können z.B. die Entwicklung gefährdende Zustände von Sauerstoffmangel verhindert werden. Zugleich erheben wir als Ärzte eine Vielzahl von Daten, die insbesondere im Bereich der Genetik nicht eindeutig interpretiert werden können und die Eltern beunruhigen. Wie sollen Eltern entscheiden, wenn es heißt, dass eine geistige Behinderung des Kindes Folge eines Gendefektes sein kann, sich aber eine relevante Gruppe von Kindern mit diesem Gendefekt völlig normal entwickelt? Tatsche ist, dass trotz bestehendem Kinderwunsch nicht wenige Kinder deshalb abgetrieben und potentiell gesundes Leben durch moderne Diagnostik indirekt verhindert wird. In meiner Ärztlichen Praxis werden gerade behinderte Kinder von ihren Eltern besonders geliebt, wecken soziale Kräfte und ermöglichen Entwicklungen, die ohne sie nicht denkbar gewesen wären. Durch die zunehmende Zahl der Kinder, die nach künstlicher Befruchtung oder nach Samen- bzw. Eizellspende geboren werden, wächst die Gefahr, dass durch die zumindest im Ausland mögliche Präimplantationsdiagnostik nur genetisch „gesunde“ Kinder ausgetragen werden, eine Selektion, die in Deutschland eine zutiefst tragische Vergangenheit hat.

 Wir erleben als Ärzte, dass die immer ausgefeilteren technischen „Hilfsmittel“ in vielen Fällen das Selbstgefühl von motorisch, aber auch geistig behinderten Kindern stärken können, durch Prothetik, durch gestützte Kommunikation, dass bisher kaum denkbare Entwicklungen möglich sind, aber auch der Umgang mit den möglichen Technologien eine zunehmende Verantwortlichkeit fordert, die die Entscheidungskompetenz der damit befassten Berufsgruppen und der Eltern in immer höherem Maß fordert.»

Dr. René Madeleyn, Medizinstudium in Tübingen, Promotion mit dem Thema «Untersuchungen zur Sprache und Sprachwahrnehmung Schizophrener». Ausbildung zum Kinderarzt in Marburg und Herdecke. 1991 Übernahme der Leitung der Kinderabteilung der Filderklinik bei Stuttgart bis 2013. Neuropädiatrische Schwerpunktambulanz. Vielfache Dozenten- und Kursleitertätigkeit.

Claus-Peter Röh

Pädagogikstudium, Klassen-, Musik- und Religionslehrer an der Freien Waldorfschule in Flensburg. Initiativkreis der Pädagogischen Sektion in Deutschland. Seit 2011 zu-sammen mit Florian Osswald Leitung der Pädgagogischen Sektion am Goetheanum in Dornach, Schweiz.

https://youtu.be/DuyNCFNDZ50