In den ersten Jahrhunderten seiner Verbreitung war das Christentum nicht auf Philosophie und Wissenschaft angewiesen. Es lebte vielmehr in den Menschen als ein die Herzen ergreifender Glaube. Der Christus-Impuls hat so über die Jahrhunderte gewirkt, ohne dass man ihn denkend ergreifen musste. Seine Wirksamkeit wurde als ein Zeichen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes empfunden. Dies ging mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts bis ins 20. schrittweise zu Ende.
Anfang des 20. Jahrhunderts hat Rudolf Steiner Vorträge über die Evangelien gehalten, die mit den Darstellungen über das «Fünfte Evangelium», das, wie er sagt, «lebendig in der Akasha-Chronik aufbewahrt ist», ihren Höhepunkt erreichten.
Ein neues individuelles und erkenntnisgetragenes Verständnis des Christus-Jesus ist heute für das Fortwirken des Christus-Impulses in der Geschichte, bis in die Zukunft hinein, unabdingbar. In der Tagung werden wir versuchen, uns dieses zentrale Kapitel im Lebenswerk Rudolf Steiners zu vergegenwärtigen. Da die Offenbarungen aus dem Fünften Evangelium mit der Grundsteinlegung des ersten Goetheanums am 20. September 1913 begonnen haben, ist die Substanz des Fünften Evangeliums in die Grundsteinmeditation sowie in die 1923 neu gegründete Anthroposophische Gesellschaft und die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft eingeflossen. So soll unsere Tagung auch eine Vorbereitung auf die Weihnachtstagung 2023 sein.