Das Kolloquium, damals auch mit Beitragenden aus China, Japan und Taiwan sowie mehrsprachig, hatte zu Fragen nach den geisteswissenschaftlichen Grundlagen der Ostasiatischen Kultur geführt, denen wir mit dieser Tagung vom 15. -17. Februar am Goetheanum nachgegangen sind. Michael Debus stellte in zwei Beiträgen die alte atlantische Kultur dar, den Weg Manus nach Osten sowie die Entwicklung der nachatlantischen Kulturen bis hin zur Sintflut. Noahs Rettung in einem viereckigen Kasten und sein Bund mit Gott sind erste Bilder für die Ausbildung eines Ich-Bewusstseins innerhalb des Menschen. Es war ein eindrücklicher Bogen, in dem der Umschwung von einem ganz im Umkreis lebenden Bewusstsein in Atlantis bis hin zur Inkarnation des Ich durch das Mysterium von Golgatha und seine Bedeutung für die Zukunft der Erde dargestellt wurde. Reste dieses im Umkreis lebenden Bewusstseins können als Qualität noch in der Ostasiatischen Kultur der Gegenwart wahrgenommen werden.
Ein weiteres Thema war der Abgrund zwischen Mikro- und Makrokosmos, einer vom westlichen Bewusstsein gelebten Tatsache. Sie macht sich auch konstitutionell in der Trennung zwischen der Welt-Wahrnehmung und dem Begriff im Erkenntnisprozess geltend. I In einem Bewusstwerden des Denkvorgangs und in der Schulung einer neuen Moralität z.B. durch die Rosenkreuzmeditation, kann ein Weg über den Abgrund entstehen und somit die Trennung zwischen Naturordnung und moralischer Ordnung durch Bildung einer neu geschaffenen Einheit erarbeitet werden. Astrid Schröter behandelte eindrücklich die geographische Situation des Zuges von Manu und die Besiedelung Ostasiens seit der Zeit von Atlantis. Wunderbare Details über die Besonderheiten einzelner Landschaften und Länder wurden anschaulich erlebbar. Ihre grosse Kenntnis insbesondere Chinas, wo sie einige Zeit selbst gelebt hat, wie auch die verschiedenen Mentalitäten innerhalb der asiatischen Kultur konnte sie in lebendigen Erzählungen vermitteln. Michael Kurtz stellte Rudolf Steiners Vorträge zur Östlichen und Westlichen Weltgegensätzlichkeit und die Aktivitäten zu Ostasien am Goetheanum dar. Ein Blick auf die unterschiedlichen musikalischen Tonsysteme und Musikkulturen durch Stefan Hasler und eurythmische Beiträge mit traditioneller chinesischer Musik, einem Gedicht und dem TIAOAIT von Rudolf Steiner durch die aus Ost und West stammenden Mitglieder des Goetheanum Eurythmieensembles machten erlebbar, wie sich Östliches und Westliches sich gegenseitig respektierend und wertschätzend wunderbar ergänzen und befruchten können. An dieser Begegnung möchten wir in den nächsten Jahren vertiefend weiterarbeiten.
Christiane Haid