Die Vierteljahreschrift STIL ist Organ der Sektionen für Schöne Wissenschaften, Bildende Künste, Redende und Musizierende Künste der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Goetheanum, und erscheint im Verlag am Goetheanum.
Michaeli 2023
Womit uns die Herausforderung Technik konfrontiert, versuchen die ersten sechs Beiträge auszuloten und mögliche Umgangsformen mit unserer immer technischer werdenden Lebenswelt aufzuzeigen. Eindrücklich sind die Schilderungen des ungarischen Literaturpreisträgers Imre Kertesz, der über die Tatsache nachdenkt, dass Gesellschaften seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts immer ausschließlicher das Leben in von Organisation geprägten Formen gestalten. Es handelt sich dabei um «eng umrissene, geschlossene Lebens-, Interessens- und Geistesgemeinschaften, in denen sich das Leben des modernen Menschen wie in einem gut isolierten Glaskolben abspielt». Die damit entwickelten Formen führen dazu, dass sich der Mensch sowohl von der Natur als von sich selbst entfernt und einen Sinn- und Wirklichkeitsverlust erleidet.
Ein künstlerisches Gegengewicht zu den Beiträgen bilden die kraftvollen Werke des Bildhauers Peter Goehlen. Drei weitere Beiträge zur Kunst, ein Interview mit der Eisenplastikerin FEROSE, ein Essay über die vielfach falsch übermittelte Begegnung von Hilma af Klint mit Rudolf Steiner sowie ein Nachruf auf die finnische Komponistin Kaja Sariaho schließen den Bogen.
Johanni 2023
Im Gespräch-Sein und sich selbst und dem anderen begegnen durch die Kunst, ist der Themenschwerpunkt der Johanni-Ausgabe des STIL. Thanassis Lambrou, der griechische Dichter und Philosoph, folgt den Spuren Hölderlins, Celans und Rilkes und zeigt, was wahrhafte Kunst sein kann und wie sie zu innerer Verwandlung führt. Bruce Donehower und Fritz Wefelmeyer bringen Shakespeare und Novalis wie Goethe und Keats in ein Gespräch, Christine Gruwez nimmt die Denkfäden des iranischen Philosophen Mehdi Hairi Yazdi auf und entwickelt, was Denken im Licht und in Anwesenheit des Geistes bedeutet. Heinz Mosmann und Michael Kurtz zeigen anhand russischer und deutscher Autoren, wie Literatur eine Brücke der Verständigung zwischen den Menschen bilden kann. Und Marica Bodrožić, mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin aus Berlin, schaut dem Krieg mit ihren Worten ins Gesicht. Auch sie wendet sich nicht ab, sondern folgt ihrem inneren Licht. Die Ausgabe schließt mit einem Beitrag von Alexander Schaumann über die kleine Kuppel des ersten Goetheanum und einem Porträt von Walter Kugler über den Maler Hermann Linde, dessen 100. Todestag sich in diesem Jahr jährt.